Bis Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die
Umgebung des späteren
Jugendheims “Haveleck“ Landwirtschaftlich genutzt
(Viehweide).
Diese war nahezu unbebaut, im Norden befand sich der
Salzhof,
ein Umschlagplatz für Schiffe, die das Salz anlandeten.
Die
Rüstungswirtschaft hatte in Spandau seit dem 16.Jahrhundert Tradition.
Aus dieser Zeit stammt auch eine Pulvermühle zur Herstellung von
Schießpulver.
Graf Rochus von Lynar, Schlossherr und Vollender des
Zitadellenbaus,
förderte diese Entwicklung seit dem 16. Jahrhundert.
Eine zwischen Plan und Zitadelle gelegene Pulvermühle explodierte 1719.
1722 wurde auf dem Plan die königliche Gewehrfabrik angelegt,
die den
Kern eines im 19. Jahrhundert angelegten und bis zum
Ersten Weltkrieg ständig erweiterten,
umfangreichen rüstungswirtschaftlichen Komplexes darstellen.
1832 Baubeginn
einer Pulverfabrik in Haselhorst
gegenüber der Zitadelle und Eiswerder.
Sie ersetzte die bis 1830 vor den Toren Berlins gelegene
königliche
Pulverfabrik, die sog. Pulvermühle.
Sie wurde wegen der immer
bestehenden Explosionsgefahr aufgegeben,
da in der näheren Umgebung
immer mehr Wohngebäude gebaut wurden.
Sommer 1839 Inbetriebnahme der Pulverfabrik,
die in den nächsten Jahrzehnten weitläufig ausgebaut wurde.
Typisch
für das Gelände der Pulverfabrik: aus Sicherheitsgründen von hohen,
mit
Buschwerk besetzten Erdwällen umgebene Fabrikanlagen und Magazine.
Wälle, Buschwerk und ein für eine Fabrik ungewöhnlicher dichter
Baumbestand,
sollten die Folgen von Explosionen mindern. Teiche wurden
zur Schießbaumwollproduktion angelegt.
Das Terrain wurde von einem
System von Wassergräben durchzogen, die Pulvermühlen antrieben.
Diese
Wassergräben sind teilweise noch heute vorhanden (Stichkanäle zur Havel
und Abzugsgraben) .
Die Gebäude der Fabrik waren Ziegelbauten, dem
Zeitgeschmack entsprechend in klassizisierenden Formen mit
Rundbogen-fenstern und Konsolengesims am Dach.
Diese
Architekturelemente können auch am Gebäude des Jugendheims
Haveleck festgestellt werden.
Am Rande der Fabrikanlagen standen
Wohnhäuser für Beschäftigte des Werks,
die teilweise noch heute
vorhanden sind. Eingegrenzt wurde das Fabrikgelände durch einen
eisernen Zaun.
Um 1884, in den achtziger oder Anfang der neunziger Jahren wurde das
Gebäude des Jugendheims als Untersuchungsstelle der Pulverfabrik errichtet.
Es war keine
Fabrikationsanlage, sondern ein Laboratorium für die
verschiedenen
Rohstoffe und Produkte des Pulverwerks.
Möglicherweise wurde die
Untersuchungsstelle im Zusammenhang mit der
Erfindung des
“rauchschwachen Pulvers“
(1887) errichtet, das bis dahin gebräuchliche
Pulver ablöste.
Im Norden
Eine “ Reichsforschungssiedlung“, die mit neuen Formen der Kleinwohnung experimentierte.
Im Süden,
Großbäckerei
der Konsum-Genossenschaft, seit 1934 – nach Verbot der
(sozialdemokratisch orientierten)
Konsumgenossenschaften von 1938 bis
1945 Telegraphenwerk von
Siemens & Halske
Siemens & Halske
Flugmotorenwerk (seit 1939: BMW-Flugmotorenwerk)
Auto-Union-Werk (bis
Mitte der Zwanziger Jahre: Motorradfabrik
der Deutschen Industrie
Werke) Im Westen, die Havel
Das
ungenutzte Gelände verwildert, es entsteht, begünstigt durch den
dichten Baumbestand, ein Naturgebiet, das von den Spandauern
freizeitlich genutzt wird.
Z.T. wird das Gelände auch für
Industrieansiedlungen hergerichtet Erdwälle werden eingeebnet, Gräber
und Teiche zugeschüttet.
(Offenbar
sozialdemokratisch orientierte) Gruppen von jungen Arbeitslosen im
Freiwilligen Arbeitsdienst nutzen das Gebäude als Unterkunft.
Übernimmt
das Lager der Deutschnationale Stahlhelm und andere Gruppen.
Sie
sollten im Auftrag der Inga das Gebäude für künftige
Industrieansiedlungen herrichten.
Diese Pläne zerschlagen sich
offenbar, wie die Entwicklung Ende der dreißiger Jahre zeigt.
Über die
Nutzung des Gebäudes in der Mitte der dreißiger Jahre bis Anfang des
zweiten Weltkrieges ist nichts bekannt.
Da es in den Adressbüchern
nicht verzeichnet ist, dürfte es ungenutzt gewesen sein.
Ende
der dreißiger Jahre wird das ungenutzte Gelände von der Stadt Berlin
gekauft. Geplant ist eine Grünanlage mit der Bezeichnung “Pulverpark“.
Der Heimatforscher A. Ludwig bemühte sich, Reste der alten, aus dem
19.
Jahrhundert stammenden Wassermühlen, unter Denkmalschutz stellen zu
lassen und in den Park zu integrieren .
Zweiter Weltkrieg
In
unmittelbarer Nähe des Gebäudes 192 ( dem späteren Jugendheim“
Haveleck“) befand sich während des Krieges ein Fremdarbeiterlager der
BMW-Flugmotorenwerke.
Südlich des
Gebäudes
192 gelegen erstreckte es sich entlang des Grützemachergrabens und des
heutigen Goldbeckweg zwischen dem heutigen Pulvermühlenweg und dem
Telegraphenweg.
Es Bestand nach einem Plan aus dem Jahr 1952 aus
wahrscheinlich einem
T-förmigen Gebäude, 18 größeren und 8 kleineren
Baracken (davon lagen vier Baracken westlich des Goldbeckwegs).
Nach
dem Plan von 1952 waren zu dieser Zeit vom Lager die
Schmutzwasserleitung, die zum Gebäude 192 führte, das T-Gebäude
( Lage:
vis a` vis geb. 192 – existiert noch heute) und vier Baracken
eine
davon war als“ Schulbaracke“ gekennzeichnet.
Zwei der, westlich des
Goldbeckweges gelegenen Baracken, standen bis zum Abriss der
Kleinraumsiedlung.
Sie wurden in den fünfziger Jahren in die
Senatsbausiedlung integriert und dienten als Gewerberaum und Waschhaus.
Auf dem Gelände zwischen Grützmachergraben und Goldbeckweg steht heute
das Oberstufenzentrum.
Ob Gebäude 192 zu dem Fremdarbeiterlager
gehörte, ist unbekannt.
Plan in:
Bezirksamt Spandau, Bauamt, Aktenkammer,36/3, Verl.
Turmstr., Jugend- und Sportgelände. Akten 1-15, hier Akten nr.6
Nachkrieg
Nach
dem Krieg war der Charakter des Geländes als Naturpark zerstört.
Wohl
deshalb wurden die Pulverparkpläne der Vorkriegszeit nicht wieder
aufgegriffen.
Im Norden entstanden die CCC-Filmateliers von Arthur
Brauner an der (verlängerten) Daumstraße.
Umbau des Gebäudes 1952 zu einem Jugendfreizeitheim mit angeschlossener Jugendherberge, und zu einer Kindertagesstätte
Um 1952, im
Zuge des Kleinraumwohnungsbauprogramms 1952.
Beginn des Aufbaus der
Senatsbausiedlung mit 300 Wohnungen zwischen Pulvermühlenweg und
Telegraphenweg.
Im Zuge des Aufbaus der Siedlung erfolgte offensichtlich auch die
Einrichtung eines Jugendheims in Gebäude 192 als Infrastrukturmaßnahme.
Auf
einem Plan von Mai 1953 erstreckt sich ein“ Jugendland Haveleck“ von
Jungendheim bis zur Havel, deren Strand als Badeplatz diente bzw.
dienen sollte. Auf dem Plan verzeichnet sind, Jugendheim mit
Kindertagesstätte, Spielwiese, ein kleineres, unbezeichnetes Gebäude,
eine “ Nissenhütte“, die Lage für eine Untertrittshalle mit
Abortanbau“, Böschung mit Treppe zum Strand.
Der
ehemalige Pulverpark sollte zu einem“ Jugendgelände“ umgestaltet
werden.
Es gab mindestens zwei Gestaltungsvorschläge (nur einer in den
Bauakten!).
Demnach erstreckte sich das Gelände an der Havel bis zum
östlichen Abzugsgraben.
Es wurde u.a. von verschiedenen Vereinen genutzt, die dort ihre Clubhäuser hatten
(Vereine Grün-Silber-Orange, Brandenburgia, Kanuclub Haselhorst,
Naturfreunde u.a.).
Pläne zum Auf- und Ausbau eines Sportgeländes nördlich des Jugendheims
( April/ Juni 1958)
Schließung der Jugendherberge zugunsten einer Kinderbetreuungsstube,
die später zur Sonderkindertagesstätte wird.
Umbau der Kindertagesstätte zur Sonder- Kindertagesstätte und Umbauten im Jugendfreizeitheim.
Im
Zuge der Vorbereitungen für die Neubebauung des Geländes der
Kleinraumsiedlung, die abgerissen wird, verlieren das Haveleck und die
Kita einen großen Teil ihres großzügigen Außengeländes. Für einige Zeit
ist das Haveleck von Baustellen umgeben.
Die
ersten Wohnungen der neuen Siedlung werden bezogen.
Dem Haveleck kommt
eine neue Rolle als Kommunikation- und Freizeittreffpunkt
für die
Familien der Neubewohner zu.
Das Haveleck wird als Jugendeinrichtung 50 Jahre alt.
Der fällige Geburtstag wird aus verschiedenen Gründen verschoben.
Das reduzierte Außengelände des Haveleck`s wird neu eingezäunt
und die Wege gepflastert.
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